Hallo!
WOW, ich bin überrascht wie komplex das Thema eigentlich ist. Ich bin zur Zeit eigentlich nicht mehr davon überzeugt, dass die eigentlichen Inhalte des Vorschlags zum europäischen Gemeinschaftspatentrecht _so_ falsch sind.
Versteht mich jetzt bitte nicht falsch.
Ich würde jeden Interessierten bitten sich nochmal die genauen Inhalte auch anzusehen. Dazu gibt es ein gutes Mittel unter "http://www.europa.eu.int/prelex", dort bitte einfach nach "COM", Jahr "2002", Dokument Nr. "412" suchen und kurz die Inhalte ansehen. Ich habe jetzt einen halben Tag lesen und 2 Stunden Diskussion mit einem Kollegen der die Thematik vom wirtschaftlichen Aspekt her kennt hinter mir und bin mir eigentlich (!) nicht mehr so sicher ob alle Vorschläge wie sie auf FFII genannt wurden so ganz meinen eigenen Vorstellungen entsprechen.
Ich kann, wie ihr in den letzten Mails selbst bemerkt habt, nur wiederholen: es ist eine äußerst komplexe Thematik. Dazu muß noch gesagt werden, dass es sich hier in erster Linie um eine Regelung zur Erteilung europäischer Patente ist und sich nicht direkt oder indirekt mit der Problematik "Softwarepatente", "Genpatente" oder "Medikamentpatente" befaßt. FFII fordert zwar Änderungen und kritisiert illigitieme Vergabe von Patenten durch das EPO, jedoch fehlen mir genau dazu konkrete, stichhaltige Angaben zu Beispielen. Diese müsste man jetzt noch Anfragen und sich durchsehen. Außerdem sind sehr wohl Punkte in den Artikeln zum Vorschlag für ein europäisches Patentrecht vorhanden, die weiterhin und wie bisher die Möglichkeit zur Einreichung von Beschwerden ermöglichen.
Ich kann als Schlußfolgerung nur sagen: wenn man hier mitreden will sollte man sich sehr genau informieren. Es ist nicht alles so schlimm wie es aussieht und speziell für Opensource sehe ich (persönliche Meinung, bitte straft mich Lügner) keine alzugroße Gefahr. Um es alles genauer zu erklären müsste ich jetzt Gesprächstoff von 2 Stunden hier unterbringen und das bringt dann wohl nichts mehr.
Ich wäre sehr daran interessiert an einem evtl. Gespräch der LUG-BZ zu diesem Thema teilzunehmen.
Viele Grüße und sorry wegen der ewiglangen Email,
Günther
Günther Mair Internet Engineer
ENERGIS Italia GmbH Pfarrhofstrasse 60/A I-39100 Bozen (BZ) Tel.: +39 0471 254000 Fax: +39 0471 251617 Email: guenther.mair@energis.it Web: http://www.energis.it
Peter Warasin <r3@darkrealms.o An: lugbz-list@lugbz.org rg> Kopie: Gesendet von: Thema: Re: [Lugbz-list] [Fwd:[rms@gnu.org: Fighting software patents in Europe] lugbz-list-admin @lugbz.org
02.05.2003 15:39 Bitte antworten an lugbz-list
hallo
On Wed, 30 Apr 2003, Patrick Ohnewein wrote:
Wir dürfen nicht verlangen, dass jemand unsere Anliegen sofort versteht.
[..] das stimmt.
ich würde noch gezielte auf das land eingehen, also probleme die die leute lokal betreffen.
Könntest du eine erste Version vom Brief verfassen, auf dem wir dann aufsetzen können?
uhm.. fruehestens nach 10ten mai. problem ist dass es dann ziemlich knapp wird. am 12/13? mai wird im parlament darueber abgestimmt
peter
_______________________________________________ http://www.lugbz.org/mailman/listinfo/lugbz-list LUGBZ is pcn.it-powered
Hallo Günther,
ich bin deiner Meinung, dass das Thema sehr kompliziert ist und, dass es viel Diskussion benötigt um alle Facetten der Thematik kennenzulernen.
Glaubst du nicht, dass die Softwarepatente den Softwareproduzenten und den einzelnen Softwareentwicklern das Handwerk legen werden?
Nehmen wir an, wir zwei schreiben ein Programm. Wir releasen es und es hat einen großen Erfolg (muss es wohl ;)). Daher wird es auch bald einen großen Softwareproduzenten stören, der in diesem Marksegment aktiv ist oder es werden möchte. Es wird für ihn sehr einfach sein, uns das Handwerk zu legen, da er tausende von Softwarepatente registriert hat und wir sicher, wenn auch unwissentlich, einige davon verletzt haben.
Der Softwaregigant hat nun 2 Optionen: Er verlangt von uns eine Royalty und wartet bis wir verhungern. Oder er verbietet uns die von ihm patentierten Ideen zu benutzen, sodass unser Programm zu ein unnützes Ding vergammelt.
Wir haben die Option vor Gericht zu gehen. Eine sehr teure und langwierige Option. Das Urteil wird wahrscheinlich erst dann gesprochen werden, wenn wir bereits verhungert sind :(
Ich sehe die einzige Überlebungschance darin, dass auch wir tausende von Patente haben und damit zurückschlagen können. Dann wird der Gegner mit uns verhandeln und ein sogenanntes "Cross licenceing" eingehen. Aber haben wir so viele Patente, können wir uns das leisten?
Ich sehe uns als Verlierer dastehen. Unabhängig davon, ob wir freie oder proprietäre Software entwickeln. Ich sehe eine arme Zukunft für uns Softwareentwicklern, da es nur mehr sehr wenige Arbeitsgeber geben wird. Niemand außer die paar Giganten kann sich in Zukunft noch getrauen ein paar Zeilen Code zu schreiben.
Wie seht ihr es?
Ich bin an einer Diskussion sehr interessiert, wir könnten auch einen Diskussionsabend organisieren. Vielleicht an einem Donnerstag, beim LUGBZ-Treffen?
Happy hacking! Patrick